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DORV belebt Dörfer neu

In Deutschland grassiert das Dorfsterben: Drei Viertel aller Gemeinden verlieren Einwohner. Immer mehr junge Menschen zieht es in die Städte. Die Älteren bleiben zurück und haben mit fehlender Infrastruktur, der Abwanderung von Arbeitsplätzen, schwindenden Einkaufsmöglichkeiten und sozialer Vereinsamung zu kämpfen. Postamt, Metzger, Bäcker und der Dorfgasthof sind in vielen Dörfern längst verschwunden. Dafür fressen sich Gewerbegebiete, in denen sich die immer gleichen Ketten ansiedeln in die Naturräume rund um Städte: Parkplatz- und Asphaltwüsten prägen das Bild.

Tante Emma kehrt heim
Das Projekt DORV (Dienstleistung und Ortsnahe Rundum Versorgung) tritt dem Dorfsterben entgegen. Das Prinzip ist einfach: Vor Ort wird ein DORV-Zentrum geschaffen, eine Art moderner Tante-Emma-Laden, der Lebensmittel, Dienstleistungen, soziale und medizinische Dienste anbietet. Außerdem werden hier Kommunikations- und Kulturangebote organisiert, die das soziale Leben im Ort bereichern. Hier können sich insbesondere die nicht (mehr) mobilen Menschen und die jungen Familien im Ort rundum versorgen und auch soziale Kontakte pflegen.

Multifunktionale Nahversorgung
Brot, Fleisch, Gemüse und andere Dinge des täglichen Bedarfs kaufen, Autos an- und ummelden, Geld abheben, Reisen buchen, Post aufgeben, Kaffee trinken, Kleidung zur Annahme für die Reinigung bringen: All das können die Bürger in einem DORV-Zentrum wohnortnah erledigen. Um sicherzustellen, dass Angebot und Nachfrage zusammenpassen, werden die Dorfbewohner schon bei der Planung des Zentrums von Projekt DORV nach ihren Wünschen und Bedürfnissen befragt. So werden die Menschen vor Ort als dauerhafte Nutzer*innen und Kunden*innen gewonnen. Die Rundum-Versorgung hat viele Vorzüge: Sie stärkt die regionale Identität und schafft wohnortnahe Arbeitsplätze. Durch die Vermarktung regionaler Produkte von ortsansässigen Landwirten bleibt die Wertschöpfung im Ort. Dorfwirtschaften und Cafés mit Kulturangeboten fördern außerdem das Gemeinschaftsgefühl, neue Einwohner finden schneller Anschluss.

Kooperation gefragt
Der Aufbau eines DORV-Zentrums verlangt nicht nur Koordination, sondern auch Kooperation. Gewerbetreibende, Kirchen und Sozialverbände sind gefragt, gemeinsam zu überlegen, was vor Ort gebraucht wird und wie es sich gemeinsam mit den Bürger*innen umsetzen lässt. Ein Kompetenzteam von Projekt DORV prüft anschließend mit einer Bedarfsanalyse die Voraussetzungen für die Einrichtung eines DORV-Zentrums. Während der Entstehung und auch im laufenden Betrieb beraten die DORV-Experten die Betreiber. So wird der langfristige Erfolg des jeweiligen Zentrums gesichert. Seit 2004 sind bundesweit 25 solcher Nahversorgungseinrichtungen entstanden. Weitere sind in Planung, auch in den Nachbarländern Österreich, Frankreich und in den Niederlanden. Dass dieses Konzept nicht nur im ländlichen Raum funktioniert, zeigt sich derzeit in einem Pilotprojekt. Das Quartvier-Zentrum in der 90.000-Einwohner-Stadt Düren (NRW) befindet sich bereits in der Umsetzung.

 

Kurz-gut

Projektname: DORV-Zentrum
Startschuss:
2004
Status:
läuft
Wirkungskreis:
lokal, regional
Zielgruppe:
Dörfer und Stadtviertel
Maßnahme:
Belebung des ländlichen Raumes, multifunktionale Nahversorgung
Ansprechpartner:
Heinz Frey, DORV, frey@dorv.de
Mehr unter:
www.dorv.de bzw. www.quartvier.de

 

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