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Wanderndes Netzwerk startet in der Region Leipzig

Neue Kontakte knüpfen, Synergien nutzen und Aktivitäten in der Region stärken – diese Ziele verfolgt das neue Wandernde Netzwerk für Menschen aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft. In Leipzig und Umgebung geht es im Rahmen des Projektes WERTvoll in diesem Jahr an den Start. Getragen wird das Netzwerk von Akteur:innen vor Ort.

Was ist ein Wanderndes Netzwerk?

Das Wandernde Netzwerk umfasst den Gedanken eines klassischen Netzwerks, bei dem der Austausch unter verschiedenen Akteuren gefördert wird, und will gleichzeitig darüber hinausgehend regelmäßige Veranstaltungen an wechselnden Treffpunkten anbieten. Jeder Netzwerk-Termin soll an einem anderen Ort stattfinden – bevorzugt in den Betrieben der verschiedenen Netzwerk-Akteure. Die Gastgeber können ihre Firmen vorstellen und die Gruppe erhält die Chance, hinter die Kulissen verschiedenster Unternehmen zu blicken, lernt Neues in der Region kennen und kann unmittelbar mit den Beteiligten ins Gespräch kommen. Persönliche und wirtschaftliche Kontakte können vor Ort geknüpft und gepflegt werden.

Neue Wertschöpfungsketten und alte Bekanntschaften

Die Idee dazu entstand im vergangenen Jahr, als sich im Rahmen des Projektes WERTvoll Menschen aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft digital bei einer Suche-Biete-Börse trafen. Ziel war es, die Entstehung neuer regionaler Wertschöpfungsketten zu unterstützen. Die Teilnehmer:innen kamen aus verschiedenen Branchen, unter anderem aus Handel, Landwirtschaft und Vermarktung sowie aus dem Projekt selbst. Im Format eines „Speed-Dating“ hatten immer zwei Teilnehmer:innen in wechselnden Gesprächen einige Minuten Zeit, sich und ihre Produkte vorzustellen bzw. Bedarfe an den anderen zu adressieren. Im Idealfall konnten sich so zwei Partner:innen finden, die in Zukunft miteinander eine regionale Handelsbeziehung mit einem Mehrwert für Artenvielfalt, Wasser- und Klimaschutz aufbauen wollen.

Als mindestens genauso bereichernd wie das Sprechen über Produkte wurde die Möglichkeit empfunden, neue Menschen kennenzulernen, sich auszutauschen und im Gespräch mit bereits bekannten Teilnehmer*innen bleiben zu können. Im Rahmen von WERTvoll fanden und finden bereits viele Vernetzungsveranstaltungen statt. Durch das Wandernde Netzwerk sollen diese nun in Zukunft verstärkt bei Betrieben vor Ort zu Gast sein.

Nachhaltige Stadt-Land-Partnerschaft in Leipzig und Umgebung

Das Projekt WERTvoll will in der Modellregion Leipzig und Wurzener Land (Stadt Wurzen, Gemeinden Bennewitz, Thallwitz und Lossatal) bis Ende 2023 eine WERTvolle Stadt-Land-Partnerschaft gestalten. Dabei soll eine kooperative und sich positiv verstärkende Landnutzungsstrategie für die Region erarbeitet werden, bei der jede Bürgerin und jeder Bürger einen Beitrag im Alltag leisten kann. Dazu zählen Maßnahmen wie den Bio-Anbau ausweiten, den Wasserschutz gewährleisten und Ökosystemleistungen wie Biodiversität oder die Renaturierung eines Gewässerabschnitts fördern.

Gastgeber:innen gesucht

Das Projekt WERTvoll sucht in Leipzig und dem Wurzener Land noch nach interessierten Gastgeber:innen aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft, die das Wandernde Netzwerk zu sich einladen möchten. Wenn Sie geeignete Orte in der Region Leipzig kennen oder sich selbst vorstellen können, das Wandernde Netzwerk zu Gast zu haben, melden Sie sich bei Arian Gülker.

Alles bio oder was? Gründungstreffen des Netzwerks der deutschen Bio-Städte

Nicht nur Verbraucher entscheiden bei jedem Einkauf, ob sie Bio-Landwirte oder konventionelle Lebensmittelerzeuger unterstützen. Auch Kommunen haben es in der Hand, Bio in ihrem Einflussbereich zu stärken. Deshalb nehmen deutschlandweit derzeit 12 Städte, Gemeinden und Landkreise an der Initiative „Bio-Städte“ teil: München, Bremen, Nürnberg, Augsburg, Darmstadt, Freiburg, Hamburg, Ingolstadt, Witzenhausen, Heidelberg, Karlsruhe und Lauf.
Die jeweiligen Verwaltungen haben sich per Beschluss dazu verpflichtet, den Öko-Landbau zu fördern, regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und die Bio-Branche vom Acker bis auf den Teller besser zu vernetzen.

 Was eine Bio-Stadt ausmacht
Bio-Städte, -Gemeinden und –Landkreise sorgen beispielsweise dafür, dass in öffentlichen Einrichtungen und bei Veranstaltungen bevorzugt Bio-Lebensmittel auf den Tisch kommen. Auch setzen sich im Rahmen der Wirtschaftsförderung die Städte gezielt für die ökologische Lebensmittelerzeugung ein. Das bedeutet unter anderem, dass sie bei öffentlichen Ausschreibungen einem Öko-Caterer den Vorzug geben oder brachliegende Gemeindeflächen für ökologisches Urban Gardening zur Verfügung stellen.

Sechs Bio-Städte arbeiten zukünftig zusammen
Um gemeinsam noch mehr Bio in die Stadt zu bringen, kamen die Bürgermeister von sechs Bio-Städten Anfang Februar in Augsburg zusammen. Hier wurde eine verbindliche Kooperationsvereinbarung zwischen den teilnehmenden Kommunen München, Bremen, Nürnberg, Augsburg, Darmstadt und Freiburg unterzeichnet.

„Enormer Wachstumsmarkt“ Gastredner Franz-Theo Gottwald © Stadt Augsburg

Wichtig: Regionale Erzeuger und Vermarkter stärken
Wie wichtig das gemeinsame Engagement der Bio-Städte ist, zeigte Gastredner Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald auf dem Vernetzungstreffen. Die Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln könne derzeit nicht durch regionale Ware abgedeckt werden, so der Vorstand der Schweisfurth Stiftung: „Kaum ein anderer Wirtschaftszweig kann solche Wachstumsraten verzeichnen.“ Damit Nachfrage und Angebot nicht weiter auseinanderdriften, müssen regionale Erzeuger und Vermarkter gefördert werden. Einige Bio-Städte sind deshalb bereits Kooperationen mit lokalen Initiativen, Imkern oder Höfen eingegangen − weitere Projekte sollen folgen.

Hoher Bioanteil in Münchner Kitas
Das Beispiel München zeigt, welche Erfolge die Initiative der Bio-Städte bringt. In den städtischen Kitas liegt der Bio-Anteil bei der Verpflegung mittlerweile bei 50 Prozent, beim Fleisch sogar bei 90 Prozent. Das Vorurteil, Bio sei zu teuer, hat sich hier nicht bestätigt. Lediglich 34 Cent pro Hauptmahlzeit betrage der Unterschied, sagt Josef Schmid, 2. Bürgermeister von München. Er ist überzeugt, dass sich dieser Betrag lohnt: „Mehr Bio bedeutet mehr Lebensqualität!“ Deshalb sollen nicht nur die Kleinsten gesunde, ökologisch erzeugte Mahlzeiten serviert bekommen. Auch bei der Gästebewirtung und in den städtischen Kantinen wird in Zukunft noch stärker auf Bioprodukte gesetzt.

Bio-Pausenbrote in Augsburg
Wie die Bio-Städte gesunde Ernährung und Umweltbildung verknüpfen können, zeigt ein Projekt aus Augsburg. Im Rahmen der Aktion Bio-Pausenbrot bereiten Grundschulkinder ihre Pausenmahlzeit gemeinsam in der Klasse zu, waschen und schneiden Obst und Gemüse, bestreichen Brote und kochen Tee. Die Zutaten werden von lokalen Bio-Unternehmen gesponsert. Begleitend dazu besucht ein Experte der Arbeitsgemeinschaft Bio-Stadt Augsburg die Klassen und erklärt kindgerecht, wie Ernährung sich auf Gesundheit, Umwelt und das Klima auswirkt.

Einige Städte haben im Netz auch eine ausführliche Darstellung ihrer Aktivitäten, etwa:
München
Bremen
Augsburg
Nürnberg
Freiburg
Darmstadt

Header-Foto: © Stadt Augsburg. V.l.n.r.: Michael Kolmer (Leiter des Amts für Wirtschaft und Stadtentwicklung der Wissenschaftsstadt Darmstadt), Dr. Ulrich Maly (Oberbürgermeister Stadt Nürnberg), Dr. Kurt Gribl (Oberbürgermeister Stadt Augsburg), Josef Schmid (2. Bürgermeister Stadt München), Gerda Stuchlik (Bürgermeisterin Stadt Freiburg).